In meinem letzten Beitrag berichtete ich von unserem ersten ereignisreichen Tag und unserer Tour hinunter von Salisbury über den New Forst Nationalpark nach Brownsea Island und dann hinüber zum berühmten Fotografen-Mekka Durdle Door. Nachdem wir dort bis nach Sonnenuntergang fotografiert hatten, machten wir uns auf den Rückweg in unser naheliegendes Bed&Breakfast in Wool (Dorset), das wir ja bereits vor unserem Trip zum Felsentor bezogen hatten. Trotz des langen Tages hatten wir immer noch Lust auf ein oder zwei „Bitter“ und der Hunger erinnerte uns daran, dass wir noch nichts zu Abend gegessen hatten. Unsere Vermieterin empfahl uns ein Pub in der Nähe und wir entschieden uns, dieses zu Fuß aufzusuchen. Der Weg dorthin war dann zwar doch weiter als wir dachten, aber nach einigen gefühlten Kilometern entlang einer mondbeschienenen Landstraße erreichten wir endlich „The Seven Stars“.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

The Seven Stars – zur besten Zeit sicherlich ein Pub mit guter Stimmung – aber wir waren um halb 11 Uhr Abends bereits die letzten Gäste. (iPhone Panorama)

Leider schließen die Pubs in England recht früh und so gehörten wir bei unserer Ankunft bereits zu den letzten Gästen. Wir hatten aber noch genügend Zeit für eine Runde Billard und machten uns danach erfrischt auf den Rückweg. Zum Essen gab es dort nichts mehr, also musste unser Essig-Chips Vorrat für dieses Mal ausreichen. Zurück im B&B überprüften wir dann auch noch die Akkus unserer Ausrüstung und hängten unsere Ladegeräte ans Stromnetz, bevor wir uns dann endlich schlafen legten.

Am nächsten Morgen packten wir nach einem typischen englischen Frühstück unsere Sachen ins Auto und machten uns wieder auf den Weg. Dieses Mal hatten wir kein konkretes Ziel im Auge, wir googelten unterwegs nach interessanten Fotomotiven. Da erinnerten wir uns, dass wir in unserem Reiseführer von einem Ort namens „Old Harry Rocks“ gelesen hatten. Wie auch der Name andeutete, handelt es sich dabei um einen Ort an der Küste weiter südwestlich, genau auf unserer Route und nicht allzuweit von unserer Position entfernt. Bevor wir uns auf den Weg dorthin machten, hielten wir aber noch an einem kleinen Friedhof unweit vom letzten B&B, an dem wir am Vortag vorbeigekommen waren. Ich persönlich mag diese englischen Friedhöfe ja sehr, mit ihren alt und vermodert aussehenden Grabsteinen, die meist nicht so alt sind wie sie aussehen. Aber das ist der englische Stil und mir gefällt der Hauch von Grusel, der dort in der Luft liegt.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Die schiefen Steingrabsteine im saftigen Gras geben dem Friedhof das typische englische Erscheinungsbild. Einstellungen: f/2,8 | 1/1000 Sek. | ISO 100

Nachdem wir einige Jahreszahlen auf den Grabsteinen recherchiert (vor 1900 war fast nichts zu finden) und ein paar Aufnahmen gemacht hatten, kehrten wir zum Auto zurück und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Old Harry Rocks.

Corfe Castle

Wir waren keine 10 Minuten unterwegs, als es zum ersten Mal passierte – gerade fuhren wir auf der Landstraße eine dieser Hügelkuppen hinauf, bei der es den Anschein hat, als führe die Straße direkt in die Wolken. Doch als wir die oberste Stelle erreicht hatte, eröffnete sich vor unseren Augen plötzlich eine mächtige Ruinenanlage – Corfe Castle.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Corfe Castle – die Ruine liegt im englischen Ort Corfe in der Grafschaft Dorset. 1957 diente die Burg als Kulisse für die Verfilmung des Buchs „Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel“ von Enid Blyton.

Wie aus dem Nichts tauchte urplötzlich ein extrem geniales Motiv auf! Wieder machte sich unser loser Zeitplan bezahlt. Wir lenkten hart links auf den nächsten Parkplatz, packten unsere Ausrüstung und wanderten auf den der Ruine gegenüberliegenden Berghang hinauf. Oben angekommen bauten wir unsere Stative auf und feuerten drauf los!

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Martin Zaunfuchs

Auf die Sonne warteten wir hier leider vergebens.

Das Wetter war recht unbeständig und es sah nach Regen aus. Wir hätten die Ruine gerne im Sonnenlicht fotografiert und warteten eine zeitlang ab. Aber die Lage schien sich auch nach einiger Zeit nicht zu bessern. Also packten wir wieder ein und machten uns auf den Rückweg zum Parkplatz.

Old Harry Rocks

Nachdem wir unsere Reise fortgesetzt hatten, erreichten wir nach schließlich einen Parkplatz, von dem aus wir zu Fuß auf den „South Coast Path“ wechselten. Dieser führte uns nach einer halben Stunde Fußmarsch direkt zu „Old Harry Rocks“. Nachdem uns der Pfad einige Zeit lang zwischen hohen Hecken geradeaus geführt hatte, fanden wir uns schließlich direkt auf dem äußeren Ende von Steilklippen wieder, die im Zickzack westwärts verliefen und senkrecht ins Meer abfielen. Oben verlief ein Fußweg von einer Klippe zur nächsten. Erneut hatten wir einen unglaublich aufregenden Ort entdeckt! Die Naturgewalten im Form der Klippen verpassten uns einen richtigen Adrenalinstoß, denn links und rechts ging es hunderte Meter steil hinunter.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Old Harry Rocks. Der Typ, der mir da drüben mit seiner Kamera entgegen schießt, ist mein Reisegefährte. Um einen Eindruck über die Größe der Klippen zu vermitteln, habe ich ihn im Bild gelassen. Einstellungen: f/11 | 25 Sek. | ISO 100

Old Harry Rocks besteht aus einer Reihe von Klippen und die erste Klippe wies eine Besonderheit auf – sie war zweigeteilt! In den ersten Teil dieser Klippe mündete der Fußweg des Coath Path, den wir vorhin gegangen waren. Und von dort aus gab es einen kleinen schmalen Grad hinüber auf den zweiten Teil der Klippe. Das sieht richtig abenteuerlich aus. Allerdings gibt es zwei große Haken – einerseits ist der Pfad gerade einmal einen Fuß (!) breit. Links und rechts ist hunderte Meter lang nichts… und dann das Meer. Zweitens kommt erschwerend hinzu, dass dort ein ziemlich starker Seitenwind herrscht, der vom Meer herauf um die Klippen herum weht. Es ist also absolut keine gute Idee, auch nur an die Überquerung dieses schmalen Grads zu denken!

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Die geteilten Klippen von Old Harry Rocks, der Verlauf des Fußpfads ist nicht ohne. (iPhone Panorama)

Während ich mein Stativ am Ende des ersten Teils der Klippe aufbaute (wie im Bild oben zu sehen), erreichte eine Wandergruppe, bestehend aus zwei Pärchen, ebenfalls diese Stelle. Es dauert nicht lange, bis einer der Männer es seiner Gefährtin beweisen wollte und über den Grad auf den zweiten Teil der Klippe sprichwörtlich hinüberhüpfte. Dort angekommen fing er an zu jubeln, erntete von dessen Partnerin aber nur ein ernstes Kopfschütteln. Warum ich das erzähle? Mir rief diese Situation wieder ins Bewusstsein, wie wichtig es ist, rationale und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Das Kopfschütteln wäre dem Typ zwar ohne diese Aktion erspart geblieben, aber vor allem hätte er sein Leben nicht unnötig aufs Spiel gesetzt. Ich selbst war froh, die richtige Entscheidung getroffen zu habe, denn ich konnte auch vom ersten Teil der Klippe, mit dem minimalsten Risiko, ein gelungenes Bild mit nach Hause nehmen.

The Lost Chapel

Mittlerweile war es bereits Nachmittags und daher buchten wir über die App LateRooms.com eine B&B Unterkunft im nahen Sidmouth. Wir hatten noch geplant, den dortigen Küstenabschnitt genauer unter die Lupe zu nehmen, wollten aber erst zur Unterkunft fahren, um unser Zimmer zu beziehen und danach genügend Zeit für den letzten größeren Trip des Tages zu haben. Auf dem Weg dorthin passierte es dann aber das zweite Mal an diesem Tag, dass wir an einem extrem aufregenden Motiv vorbeikamen. Die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne kam endlich heraus. Als wir so dahinfuhren, bemerkten wir auf der rechten Seite der Landstraße plötzlich eine kleine Kirche, die im sonnigen Halbschatten von zwei großen Bäumen umgeben, mitten in einer hohen Wiese stand. Dazu weht ein leichter warmer Wind…es war wieder einer dieser perfekten Momente. Und wieder – raus aus dem Auto und ran an die Auslöser 🙂

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Ein wunderschöner Ort im Niemandsland. Einstellungen: f/8 | 1/400 Sek. | ISO 100

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Der riesige Baum vor der Kirche gab einen coolen Hintergrund für ein paar Portrait-Versuche. Einstellungen: f/2,8 | 1/800 Sek. | ISO 100

Nachdem wir uns dort ungefähr eine Stunde lang ausgetobt hatten, machten wir uns wieder auf die Reise zu unserem nächsten B&B. Die Unterkunft selbst war ein wunderschönes Farmhouse Cottage mit freiliegenden Holzbalken an der niedrigen Decke. Wir ahnten, dass dieses Haus eine Geschichte haben musste. Auf unsere Frage danach erzählte uns Sandy, die sympatische Besitzerin, dass das Haus bereits aus dem 14. Jahrhundert stammt.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Eine nette Unterkunft in einem Haus aus dem 14. Jahrhundert. Klassische HDR-Aufnahme, bestehend aus 3 Bildern mit verschiedenen Belichtungszeiten. Das Foto wurde in Adobe Lightroom zusammengefügt.

Sidmouth Seafront

Nachdem wir unsere Fotorucksäcke für den letzten Trips dieses Tages gepackt hatten, machten wir uns auf den Weg an die Sidmouth Seafront. Wir fuhren so weit wie möglich bzw. so nahe uns das Navi heran ließ an den Küstenabschnitt heran. In einem Waldstück fanden wir einen Parkplatz, von dem aus ein Wegweiser in Richtung South Coast Path zeigte. Dieser Weg sollte etwas länger dauern. Er führte uns durch das Dickicht und über mehrere Futterwiesen, die immer wieder durch ein Gatter getrennt waren.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Martin Zaunfuchs

Auf dem Weg zur Sidmouth Seafront mussten wir uns streckenweise durchs Dickicht schlagen. Outdoor-Vergnügen pur 🙂

Einige Male mussten wir auch ein paar Kuh- (oder waren es Stiere?) Herden umgehen. So kamen wir nach ca. einer Stunde endlich in Reichweite der Küste. Allerdings befanden wir uns viel zu hoch über dem Strandabschnitt, zu dem kein Weg hinunterzuführen schien. Im Gegenteil, der Weg führte die Klippe, die durch einen Stacheldraht und eine Böschung vom Nichts getrennt war, immer weiter bergauf. Während wir diesem Weg keuchend folgten (aus dem Spaziergang war mittlerweile eine richtige Wanderung geworden) begann der Sonnenuntergang, der durch die sogenannte goldene Stunde eingeleitet wurde. Oben angekommen offenbarte sich uns ein wunderschöner Blick über die Landschaft, getaucht ins goldene Licht der untergehenden Sonne. Die Strapazen hatten sich wieder einmal ausgezahlt!

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Teil 3 der Serie "Mit der Kamera entlang Englands Südküste" Credit: Michael W. Mürling

Sidmouth Seafront. Einstellungen: f/10 | 1/320 Sek. | ISO 400

Während wir das Szenario betrachteten und fotografierten wurde es rasch kälter. Auch der Wind blies immer stärker vom Meer herauf. Glücklicherweise hatten wir die richtige Ausrüstung eingepackt. Mithilfe unseres Gaskochers bereiteten wir uns einen wärmenden Tee zu, während unsere Windjacken und Mützen den Wind recht gut abschirmten. Bei der Landschaftsfotografie sollte man unbedingt auf das richtige Outdoor-Equipment achten, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Wer mehr dazu wissen möchte, findet etwas darüber in diesem Artikel!

Auf dem Rückweg brach dann sehr rasch die Dämmerung herein, hier machten sich unsere Stirnlampen sehr bezahlt. Allerdings merkte ich, dass ich das nächste Mal beim Kauf von Outdoor-Kleidung mehr auf die Qualität achten sollte. Wir schlugen uns auf dem Rückweg im Halbdunkel durch einige schenkelhohe Brennesselhecken durch, die mich mühelos durch meine Regatta-Hose stachen. Martin trug eine Outdoorhose von Fjällräven, die sehr robust verarbeitet ist und die umgebende Pflanzenwelt perfekt abschirmte.

Bei völliger Dunkelheit erreichten wir schließen wieder unser Auto. Wieder im B&B angekommen, ließen wir den Tag noch einmal Revue passieren. Wir klickten uns auf den Kameras durch die neuen Motive und waren froh, auch diese letzte Tour des Tages für ein paar wirklich schöne Bilder gewagt zu haben. Danach dockten wir unsere Handys und Akkus wieder an die Aufladegeräte an und fielen müde, aber zufrieden , ins Bett.


Im nächsten Beitrag reisen wir weiter – am Tag 3 entdecken wir abwechslungsreiche, spannende und versteckte Orte wie den Dartmoor National Park und die Fischerdörfer Polperro und Cadgwith Cove. Und ich werde euch den Ratschlag geben, eine bestimmte Burg auf dem Weg dorthin niemals zu besuchen!


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