Nachdem wir uns in den letzten beiden Beiträgen auf „Shooting in Action“ mit den Vorbereitungen der Fotoreise und der Auswahl des Equipments beschäftigt haben, geht es nun endlich ans Fotografieren! Nach unserer Anreise und der ersten Übernachtung in einem B&B am Rande von Salisbury begannen wir den Tag mit einem typischen British Breakfast, bestehend aus winzigen Butter-, Marmelade- und Honigbehältern und einem „nice Cup of Tea“. Danach packten wir unsere Rucksäcke und machten uns endlich auf den Weg zur ersten Fotolocation – der Salisbury Cathedral. Die Kathedrale entspricht dem Baustil der englischen Gotik und besitzt unter anderem einen Kreuzgang mit einem wunderschönen Innenhof, umrahmt von faszinierenden Mustern entlang der umgebenden Fassade.

Der Innenhof der Salisbury Cathedral
Wer wissen möchte, welche Einstellungen und Überlegungen für dieses Bild gemacht wurden, empfehle ich den Beitrag DSLR-Quicktipp #1 – Mit Unschärfe den Blick des Betrachters lenken. Auch im Kirchenschiff der Kathedrale haben wir uns mit der Kamera ausgetobt. Dort entdeckten wir beispielsweise ein Taufbecken mit stetig fließendem Wasser, das erst 2008 vom Designer William Pye neu geschaffen wurde.

Faszinierende Verzierungen in den Fenstern der Kathedrale

Das Taufbecken mit dem immerwährend laufenden Wasser. Es war nicht einfach, hier ein Bild ohne Touristen im Hintergrund zu bekommen. Dafür musste ich einige Zeit lang warten. Tatsächlich befanden sich 2-3 Personen hinter den Säulen im Hintergrund des Bildes. Ich drückte einfach zur richtigen Zeit ab. 😉

Spiegelungen auf der Wasseroberfläche bieten immer ein interessantes Motiv. Einstellungen: f/2,8 | 1/33 Sek. | ISO 1600
Nachdem wir unser Proviant in Salisbury aufgestockt und unser Outdoor-Equipment um eine Gaskartusche erweitert hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung Brownsea Island. Wir wollten auf dem schnellsten Weg an die Küste, denn wir konnten es kaum erwarten, die ersten Wasser-Langzeitbelichtungen aufzunehmen. Doch zunächst mussten wir auf dem Weg dorthin einen Teil des New Forest Nationalparks durchqueren. Bereits während der Fahrt waren uns einige frei laufenden Pferde aufgefallen, daher entschieden wir uns kurzerhand für einen Halt (hier war sie wieder, die Spontanität in der Landschaftsfotografie) und durchstreiften die Gegend zu Fuß mit unseren Kameras. Wir entdeckten dabei viele weitere Pferde in allen Altersgruppen, die sich ganz frei bewegten und miteinander spielten, inmitten der scheinbar unberührten und faszinierenden Landschaft des Nationalparks.

„Wilde“ Pferde queren die Straßen durch den Nationalpark, nur durch das Brandzeichen ist erkennbar, dass sie jemanden gehören.

Viele Jungtiere sind mit ihren Familien unterwegs…
Die Bäume wiesen ein sehr interessantes Erscheinungsbild auf. Wie extrem lange, knöcherne Finger räkelten und wickelten sich die Äste umeinander. Der Waldabschnitt, in dem wir uns wiederfanden, erinnerte mich irgendwie an diesen Baum der Köpfe aus dem Film Sleepy Hollow. 😉

Dieses Bild besteht aus 3 Einzelbildern, die ich nachträglich mit dem Bildbearbeitungsprogramm Autopano Giga zusammengefügt habe. Warum nicht mit den Panorama-Stitching-Funktionen von Photoshop oder Lightroom? Weil die vielen Äste das Zusammenfügen für die Software sehr komplex machen und diese Aufgabe aus meiner Sicht am Besten von Autopano Giga erledigt wurde.
Nach einigen weiteren Fotos machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Mietwagen, und setzten unsere Fahrt nach Poole fort, einer kleinen Hafenstadt, die vor Brownsea Island liegt. Die Wahl fiel übrigens auf Brownsea Island auch deshalb, weil wir selbst viele Jahre aktive Scouts gewesen waren und diese weltweite Jugend-Bewegung im Sommer 1907 auf Brownsea Island ihren Anfang nahm. Wenn man da schon in der Nähe ist, muss man einfach vorbeischauen. Es gibt von Poole aus eine Fähre auf die Insel und wir hatten kurz überlegt, mit der Fähre überzusetzen, doch es war bereits später Nachmittag. Hätten wir zwei Wochen Zeit gehabt, wären wir wahrscheinlich übergesetzt, um auf der Insel zu übernachten. Mit etwas Glück hätten wir dort einen wunderbar dunklen Sternenhimmel erlebt und vielleicht das ein oder andere Milchstraßenfoto mitgenommen. Doch die Rückkehr mit der Fähre ans Festland hätte uns am kommenden Morgen einfach zu viel Zeit gekostet. Aber immerhin konnten wir im Hafen einer Statue von Lord Robert Baden-Powell, dem Gründer des Scout Movements, einen Besuch abstatten.

Lord Robert Baden-Powell und ich. Der Lord ist der linke Typ im Bild 😉
Was wir nun aber tatsächlich endlich zur Verfügung hatten, war das Meer. Wir unternahmen einen Streifzug entlang des Hafens und versuchten dabei das Hafenleben mit unseren Kameras einzufangen. Es war ein wunderbar warmer Sommernachmittag. Viele Familien wählten den Hafen als Treffpunkt nach der Arbeit. Mit ihren Kindern angelten sie am Ufer oder sahen den Fischern bei der Arbeit zu.

Einigen Touristen fielen wir beim Fotografieren auf und wir wurden hin und wieder gebeten, sie vor dem Hintergrund des Hafens mit ihren Kameras zu fotografieren. So kam ich in den Genuss, auch einmal mit Nikon zu fotografieren 🙂

Brownsea Island
An der Promenade saßen und unterhielten sich gut gelaunte Menschen aller Altersgruppen. Während wir dahin schlenderten, machte sich die letzte Fähre des Tages auf den Weg nach Brownsea Island. Immer wieder legten Boote ab, andere kamen an. All dies im goldenen Licht der immer tiefer stehenden Sonne. Hier entstand auch mein Schnappschuss eines ablegenden Bootes, dessen Entstehung ich im DSLR-Quicktipp #2 – Die Bewegung schneller Objekte einfrieren beschrieben habe.

Ein stiller Beobachter am Rande der Promenade

Die Menschen genossen die Ruhe an diesem Sommernachmittag.

Der perfekte Ort für ein gutes Buch… Einstellungen: f/2,8 | 1/1000 Sek. | ISO 100
Schließlich kehrten wir an einen Abschnitt des Hafens zurück, an dem der Zugang zum Meer frei möglich war. Hier konnten wir uns endlich die nächsten zwei Stunden mit Langzeitbelichtungen beschäftigen. Zum ersten Mal konnte ich nun meine ND-Filter einsetzen, die für Langzeitbelichtungen bei Tageslicht unbedingt notwendig sind. Warum das so ist, habe ich im Artikel DSLR-Quicktipp #5 – Die Wasseroberfläche glätten bereits etwas näher erklärt.

Ein Klassiker, eine Langzeitbelichtung auf dem Steg. Einstellungen: f/22 | 77 Sek. | ISO 100

Einstellungen: f/22 | 76 Sek. | ISO 200 sowie Kombination zweier Aufnahmen (eine bei normaler Belichtungszeit), um den Fotografen (meinen Reisegefährten) auf dem Steg scharf abzubilden.

Einstellungen: f/22 | 18 Sek. | ISO 100 und die gleiche Technik wie im letzten Bild, um das Boot auf dem Wasser scharf abzubilden.
Nun war es langsam an der Zeit, uns über die nächste Übernachtung Gedanken zu machen. Über die App LateRooms.com suchten wir uns rasch ein B&B im näheren Umkreis aus. Mit einen Klick war es gebucht und das Autonavi führte uns verlässlich dorthin. Nachdem wir das Gepäck ins Zimmer geschafft hatten, schnappten wir uns unsere Fotoausrüstung und gaben im Navi das nächste Fotoziel ein – das naheliegende Durdle Door, einer der berühmtesten Orte für Landschaftsfotografen an Englands Südküste! Wir kamen dort gerade rechtzeitig vor Sonnenuntergang an. Der Parkplatz liegt genau am Rande der Klippen weit über dem Kalkfelsen, der die Form eines mittelalterlichen Felsentors aufweist und wenige Meter vor dem Strand majestätisch im Meer tront. Ein breiter Fußweg führt vom Parplatz ein paar hundert Meter hinab zu einem Aussichtspunkt, der sich noch immer etwas oberhalb vom Steinbogen befindet. Von dort aus hat man eine wunderbare Sicht auf das Tor und das Meer, man sieht sowohl den südlichen Horizont, als auch in den Westen entlang der Klippen bis hin zum Sonnenuntergang. Hier hatte sich bereits eine Horde von Landschaftsfotografen positioniert, um auf den Sonnenuntergang und die goldene Stunde zu warten. Der Ort und die Stimmung dort waren einfach atemberaubend, es wehte ein leichter, aber nicht unangenehmer Wind, die Möwen drehten laufend ihre Runden und ließen sich vom Aufwind immer wieder vom Tor unten bis über unser Köpfe (und das manchmal ziemlich dicht an uns vorbei) aufsteigen, während die untergehende Sonne sich entlang der Klippen golden im Meer spiegelte. Diese Szene war der perfekte Abschluss eines ereignisreichen Tages.

Das berühmte Durdle Door. Einstellungen: f/11 | 60 Sek. | ISO 100

Blick in den Westen, Richtung Sonnenuntergang. Einstellungen: f/11 | 1/100 Sek. | ISO 100

Freiheit. Einstellungen: f/7,1 | 1/2000 Sek. | ISO 1600
Zum Abschluss noch ein kleiner Quicktipp:
In Zeiten der sozialen Medien und des unnachgiebigen Drangs, Bilder möglichst in Echtzeit via Facebook & Co zu posten, sorgt ein mobiles WLAN-Netz für Erleichterung. 🙂 Dafür gibt es portable Mini-Router, die bei verschiedensten Anbietern bereits ab € 40,- zu haben sind. Im Ausland empfiehlt es sich, bei einem Mobilfunkanbieter wie z.B. Vodafone eine Daten-Wertkarte mit entsprechendem Daten-Guthaben zu kaufen. Damit könnt ihr dann den kleinen Router betreiben, der euch unterwegs mit günstigem WLAN versorgt. Auf diese Weise umgeht ihr öffentliche und ungesicherte Hotspots, die ohnehin nur in Ballungsräumen vorkommen, und ihr vermeidet teure Daten-Roamingkosten. Wir wählten eine 5GB Wertkarte, mit der wir diese Woche ganz gut über die Runden kamen.
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Wow, das sind unglaubliche Bilder!! Ich werde eure Fotoreise auf jeden Fall verfolgen. Wünsche euch noch super viel Spaß und Erfolg!!
LG Maxi
Danke für dein tolles Feedback, wir freuen uns über jede LeserIn! Abonniere doch den Newsletter, dann wirst du informiert, sobald der nächste Beitrag online ist 🙂 LGMichael
danke, dass ich an eurer reise teilhaben darf. schöne pics und wertvolle fotoinfos 🙂
lg KlauS
Lieber Klaus,
sehr gerne! Danke für dein nettes Feedback 🙂
LG, Michael
Hallo Michael,
per Zufall bin ich auf diesen Beitrag gestossen und ich muss sagen, dass mich die Bilder und der Bericht total fasziniert haben. Nicht nur die zahlreichen Fotographien, die allesamt eine eigene Geschichte erzählen, sondern auch die Möglichkeit, ganz schnell und ohne Umschweife ein Hotelzimmer zu ergattern. Finde ich klasse, dass das scheinbar in England ganz einfach funktioniert. Macht Ihr das auf Reisen öfters mal so? Schauen, ob ein B&B in der Nähe ist und dann spontan online buchen?
Beste Grüße
Janine
Hallo Janine,
das freut mich natürlich sehr, vielen Dank! Tatsächlich haben wir das mit der „quick and dirty“ Buchung von B&B Zimmern das erste Mal auf dieser Reise ausprobiert. Im Artikel habe ich mich allerdings in der App geirrt, wir haben dafür nicht Airbnb, sondern LateRooms.com verwendet. Jedenfalls hat das jedes Mal tadellos funktioniert. Dahinter steckt ein Ticketing-System, das sämtliche B&B Anbieter, die in der App gelistet werden, nutzen müssen, vor allem wegen der Verrechnung. Also das Zimmer buchten wir meist 2-3h vor unserer Ankunft dort und alle Anbieter waren tadellos vorbereitet, alle Zimmer top und sauber. Selbst in den verstecktesten Unterkünften hat das reibungslos funktioniert. Ein B&B befand sichz.B. in Cadgwith Cove, einem kleinen Fischerdorf mit einer Bar, die gleichzeitig Restaurant und B&B ist, also ein Ort, an dem sich das ganze Dorf abends trifft – was nebenbei gesagt ein geniales Erlebnis war, weil wir ausgerechnet während der wöchentlichen „Quiz night“ dort Station machten, was absolut witzig war 🙂 – aber auch hier absolut reibungslos. Nur bei der Verrechnung haperte es 2 Mal, da wollte das System dann beim B&B Betreiber keine Kreditkarten akzeptieren und wir mussten bar zahlen. War aber jew. kein Problem, da die Preise alle recht moderat waren.
Ich habe die App dann später auch einmal in Italien verwendet, auch hier null problemo.
Liebe Grüße, Michael
Klasse Fotos von der Südküste Englands! Werde mir
auch noch die anderen Teile reinziehen.
LG: Werner aus Tirol
Freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen 😀 Danke für dein nettes Feedback! Liebe Grüße, Michael (aus Niederösterreich)