Gerade komme ich retour von einer wahren Traumhochzeit – mit perfektem Wetter, strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Viele werden meine Meinung vermutlich teilen, wenn ich davon schwärme, am liebsten bei strahlendem Kaiserwetter zu fotografieren…?
Aber klar – alle Vorteile bringen auch Herausforderungen mit sich. So kennt man bei strahlendem Sonnenschein zum Beispiel das Problem mit den harten Schatten, die vor allem bei hochstehender Sonne überdeutlich ins Gesicht geworfen werden. Dadurch wird jedes Gesicht unschön und so manches Paar unbeabsichtigt in vorzeitliche Höhlenmenschen verwandelt. Um das zu vermeiden, gibt es zum Glück eine Reihe von Tricks, durch die der helle Sonnenschein „kontrollierbar“ gemacht werden kann.
Angefangen bei der richtigen Positionierung des Paares mit der Sonne im Rücken, über die Nutzung von Baumschatten als Position des Paares mit sonnenbeschienener Szenerie im Hintergrund, bis hin zum Diffusor, der von der Assistent*in dezent über die Gesichter des Brautpaares gehalten wird, um ein weiches, aber warmes Licht auf die Gesichter der Glücklichen zu zaubern.
Was aber, wenn man als Fotograf mit dem Wunsch konfrontiert wird, Paarfotos im Sonnenuntergang zu machen? Fotos des Paares mit der untergehenden Sonne direkt dahinter? Die Linse direkt auf die Sonne richten? Horrorvorstellung! Oder nicht?
Grundsätzlich – jein. Die Belichtungskorrektur der Kamera spielt quasi verrückt, wenn man die Kamera direkt in die Sonne richtet und im Vordergrund ein Objekt, korrekt belichtet, fotografieren möchte. Doch der vermeintliche Horror verwandelt sich leicht in ein Shooting mit hohem Spaßfaktor, wenn man ein paar Tricks anwendet. Ich selbst verwende meist 2 Varianten, um den überhellen Hintergrund mit einem annehmbar belichteten Vordergrund in einem Foto ausgeglichen zu kombinieren. Wie ich das mache, beschreibe ich gleich.
Märchenhafte Zutat: Lensflare
Was ich noch vorweg nehmen möchte, ist das Thema mit dem Lensflare. Lensflare bezeichnet die kreis- und strahlenartigen regenbogenfarbenen Reflexionen, die auftreten können, wenn man das Objektiv der Kamera zu direkt in Richtung der Sonne richtet. Gerade in der Landschaftsfotografie möchte man diese „Bildstörungen“ gerne vermeiden, während man einen wunderbaren Sonnenuntergang fotografiert. Wie man das tun kann, habe ich in diesem Artikel beschrieben.
Es gibt aber auch Situationen, in denen man Lensflare ganz bewusst als Stilelement in die Fotos aufnehmen möchte, um dem gesamten Bild einen wunderschönen und verträumten bzw. märchenhaften Charakter zu verleihen. Und welches Motiv wäre dafür besser geeignet, als Paarfotos bei Hochzeiten?
Und damit zurück zu meinen beiden Tipps, wie ich mit direkter Sonne im Foto umgehe:
Variante 1 – manueller Kameramodus und Blitzeinsatz
Zunächst stelle ich im manuellen Modus ISO (Sensorempfindlichkeit), Verschlusszeit (Belichtungsdauer) und Blendengröße so ein, dass der Hintergrund mit dem Sonnenuntergang einen annehmbar und richtig belichteten Look erhält. Dabei achte ich auch darauf, dass meine Verschlusszeit schnell genug eingestellt ist, um ein Verwackeln und damit eine Unschärfe ich Bild zu vermeiden. Ob man hier alles richtig gemacht hat, überprüfe ich durch eine paar Probefotos, die ich mir kurz auf dem Screen der Kamera ansehe.
Meist wähle ich die manuellen Einstellungen dabei so, dass das Bild geringfügig unterbelichtet und der Sonnenuntergang dadurch umso kräftiger und farbenprächtiger wirkt. Die Blende lasse ich dabei relativ weit offen. Bei meinem Canon EF24-70mm f/2.8L II USM, das sich wunderbar für Porträtshootings anbietet, wähle ich bei einer Person, die im Vordergrund fotografiert werden soll, die maximale Offenblende f/2,8; bei zwei Personen dann schon eher eine Blende zwischen f/4 bis f/5,6, um beide Personen möglichst gleich scharf abzubilden.
Der Vorteil des manuellen Modus ist, dass die Einstellungen auch bei erneutem Auslösen gleich bleiben. So muss man sich zusätzlich nur noch um das Aufhellen des Vordergrundes mit dem Brautpaar kümmern. Hier hilft ein Blitz – grundsätzlich egal welcher Variante – ich verwende derzeit sowohl ein Speedlight 430EX III-RT von Canon, erhalte aber dieselben Ergebnisse auch mit dem günstigeren Speedlite YN560 IV 2.4GHZ von Yongnuo. Der Unterschied ist vor allem, dass der Yongnuo-Blitz keine Highspeed-Sync Funktion besitzt, die wir in diesem Fall aber nicht benötigen.
Auch den Blitz verwende ich im manuellen Modus, richte ihn mit zunächst leichter Einstellung auf das Brautpaar und verändere die Blitzstärke so lange, bis mir die Gesichter der beiden auf dem LCD Screen der Kamera im Vergleich zum Hintergrund mit der Sonne ausgeglichen belichtet erscheinen.
Dann kann es losgehen – mit der Kamera auf die Augen der Braut fokussieren und den Auslöser halb durchdrücken, um den Fokus zu fixieren, Kamera leicht verziehen um den bevorzugten Bildausschnitt zu wählen und – ganz abdrücken! Dabei darauf achten, die Sonne an verschiedenen Plätzen hinter oder zwischen den Köpfen des Paars in das Bild zu rücken, um verschiedene Varianten für die spätere Auswahl am Computer zu erhalten. Repeat – sprich, wiederholen und wiederholen, um möglichst viele Varianten zu erhalten und die Chance zu erhöhen, ein paar wirklich schöne Treffer zu landen.
Tipp: immer in RAW fotografieren! So bleiben im Bild sämtliche Bildinformationen erhalten und man kann in der Nachbearbeitung am Computer eine Menge korrigieren. Das wäre mit einem Bild im JPG-Format nachträglich nicht mehr möglich.
Variante 2 – schnelle Halbautomatik ohne Blitz
Die zweite Variante verlangt nicht zwingend nach einem Blitz, ist aber nur sinnvoll, solange das Umgebungslicht noch hell genug ist und die Sonne nicht schon zu tief steht. Dadurch kann man die ISO möglichst niedrig halten und eine Verschlusszeit einstellen, die rasch genug ist, um scharfe Bilder aus der Hand zu erlauben. Warum ich die Einstellung meiner ISO (Sensorempfindlichkeit) so niedrig wie möglich halten möchte? Weil, je dünkler das Umgebungslicht wird, desto höher müsste ich die ISO stellen, um eine ausgeglichene Belichtung des Bildes zu erreichen. Der Nachteil ist, dass das Bildrauschen mit steigender ISO-Zahl zunimmt.
Als Halbautomatik-Modus wähle ich Blendenautomatik, bei der sich die Kamera automatisch die passende Blende wählt. Bei niedriger ISO ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Kamera eine recht offene Blende wählt, um mehr Licht für eine korrekte Belichtung einzulassen. Das ist gut, denn je offener die Blende ist, desto mehr Unschärfe erreiche ich hinter dem fotografierten Objekt. Zudem verwende ich für Paarshootings immer Tele- bzw Zoomobjektive, bei welchen ich darauf achte, mit mindestens einer Brennweite (Zoomfaktor) zwischen 50-100mm zu fotografieren. Dadurch entsteht in jedem Fall ein wunderschöner unscharfer Hintergrund (Bokeh) hinter dem Paar.
Um also nun eine entsprechend schöne Kombination zwischen ausreichend belichtetem Vordergrund (Brautpaar) und strahlendem Hintergrund (Sonne) zu erreichen, fokussiere ich zuerst auf die Augen der Braut – und zwar so, dass ich die Sonne im Hintergrund durch den Sucher der Kamera nicht sehe. Sobald ich scharf gestellt habe und damit sowohl Fokus, als auch Belichtungsmessung mit halb durchgedrücktem Auslöser fixiert habe, verziehe ich die Kamera wieder so, dass die Sonne in den Hintergrund des Paares gerückt wird. Dann drücke ich ab. Diesen Vorgang wiederhole ich wie gehabt mehrere Male, um verschiedene Varianten der Sonnenposition hinter dem Paar zu erhalten. Wichtig ist hier darauf zu achten, dass man die Distanz zwischen Kamera und Brautpaar möglichst auch beim Verziehen einhält, damit die Augen nicht aus dem Fokus rücken und unscharf werden. Auch die Gesichter des Paares sollten dabei möglichst auf der gleichen Linie im Verhältnis zur Kamera angeordnet sein, um gleichmäßig scharf abgebildet zu werden. Wobei geringe Unterschiede natürlich ebenfalls Stilelement sein können. 😉
Alles Einstellungssache – und etwas Glück 😉
Bei den Bildern in diesem Beitrag habe ich die zweite Variante eingesetzt, weil ich diese in diesem Fall rascher und flexibler als die erste Variante umsetzen konnte. Zusätzlich habe ich hier übrigens einen ferngesteuerten Blitz als Stilelement hinzugefügt. Dieser war mit einem roten Filter versehen und wurde von meiner Assistentin direkt auf Hals & Gesichtsbereich des Paares gehalten, um dort als weiteres Stilmittel einen roten Schimmer, passend zur untergehenden Sonne im Hintergrund, zu erzeugen.

Ausrüstung und Einstellungen: Canon EOS 5D Mark III und das Canon EF24-70mm f/2,8L II USM mit den Einstellungen ISO 250, 1/160 Sekunde bei f / 2,8.

Und so sieht das Bild aus, wenn man bei Variante 2 während des Fokussierens doch zuviel Licht der Sonne im Hintergrund eingefangen hat. Der Kamera ist das zu hell und dadurch regelt sie die komplette Belichtung hinunter. Dadurch verschwindet der Vordergrund im Dunkeln. Was man hier aber schön sieht, sind die roten Farbschimmer durch den externen Blitz.
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