Liebe Fotofreunde!
Das neue Jahr hat soeben begonnen und das bedeutet, dass – so wie ich selbst – die meisten FotografInnen wohl gerade vor ihren Bildschirmen sitzen, um die Errungenschaften der letzten Silvesternacht zu sichten. Denn Silvester stellt für Fotofans vor allem aus einem Grund etwas ganz Besonderes dar – es gibt endlich Feuerwerke! Und die wollen fotografiert werden. 🙂
Auch ich habe letzte Nacht versucht, die eine oder andere farbenfrohe Explosion einzufangen. Soeben bin ich mit dem Durchklicken einiger weniger Fotos fertig geworden. Wenige deshalb, weil ich die Fotos nur während der Familienfeier, gerade so zwischen Anstoßen und Tanzen, knipsen konnte. Ordentliche Fotos zu Silvester zu machen ist stressiger als ich dachte. Natürlich kann man die dafür notwendigen technischen Komponenten bereits im Vorfeld vorbereiten. Aber die große Herausforderung besteht darin, dass es in der Nacht naturgemäß recht dunkel ist und sich die tatsächliche Position eines Feuerwerks am Nachthimmel recht schlecht vorhersagen lässt. Daher erfordert die Auswahl des Bildausschnitts recht viel Zeit – und vor allem einige Wiederholungen, weil man dies zu den zeitgleich stattfindenden Feuerwerken machen muss – es sei denn, man befindet sich an einem erhöhten Punkt, von dem aus man einen Teil – oder noch besser – die gesamte Stadt überblicken kann. Hier würde eine gut ausgerichtete Panorama-Aufnahme ausreichen. Doch dieses Glück bzw. diesen Standort hatte ich heute Nacht nicht, daher machte ich das Beste daraus. Und ich erhielt dabei auch noch genügend Stoff für einen kurzen Silvester-Special-Quicktipp!
Welche Technik und Einstellungen sind notwendig, um ein Feuerwerk im Bild festzuhalten?
Folgendes hatte ich dafür bereits vor Mitternacht vorbereitet:
- Kamera: Canon EOS 5D Mark III (es funktioniert prinzipiell mit jeder Kamera, die einen Steckplatz für Fernauslöser besitzt)
- Objektiv: 16-35mm f/4L IS USM (ein Weitwinkel ist sehr empfehlenswert, um einen großen Bildausschnitt am Himmel abzudecken und damit möglichst viele Feuerwerke einzufangen.
- Stativ: wichtig, um Verwacklungen zu vermeiden. Achtet darauf, den Bildstabilisator am Objektiv auszuschalten, wenn das Stativ verwendet wird. Sonst bringt der Stabilisator zusätzliche Verwacklungen ins Bild, denn er funktioniert nur ordnungsgemäß, wenn aus der Hand fotografiert wird.
- Fernauslöser: gerade bei Feuerwerken muss man oft schnell reagieren und auf den Auslöser drücken. Da man die Aufnahme schon alleine durch das Betätigen des Auslöserknopfs verwackeln kann, empfiehlt sich die Verwendung eines Fernauslösers. Ich habe dafür den drahtlosen Timer und Auslöser Phottix PH16377 Aion verwendet. Der Fernauslöser ist zudem sehr wichtig, da jedes Feuerwerk unterschiedlich lange dauert. Manche Feuerwerke sind nach 2 Sekunden vorbei, andere können schon einmal über 5 Sekunden lang dauern. Um alle Lichtzieher einer Explosion in der Aufnahme festzuhalten, ist ein Fernauslöser notwendig, mit dem man neben dem Start der Belichtungszeit, auch das Ende der Belichtungszeit manuell bestimmen kann.
- Geladener Zweit-Akku: um diese Jahreszeit ist es in unseren Breiten recht kalt. Die Akkus benötigen daher mehr Energie in einer kürzeren Einsatz-Zeitspanne. Hier kann es frustrierend sein, wenn dem Akku mitten im schönsten Feuerwerk der Saft ausgeht und man keinen Ersatz-Akku in der Tasche hat. Tipp: einen manuellen Akku-Tausch kann man mittels Batteriegriff umgehen, indem mehrere Akkus gleichzeitig zusammenarbeiten. So vermeidet man, den Bildausschnitt der Kamera ungewollt zu verändern, aber auch Faktoren wie Schärfe oder Zoomfaktor am Objektiv zeitaufwändig nachjustieren zu müssen.
Mit dem Fernauslöser plante ich, die tatsächliche Belichtungszeit für jedes Foto manuell zu steuern. Denn ich konnte davon ausgehen, während der Show selbst nicht die Zeit für ein Nachjustieren des Bildausschnitts zu haben. Daher entschloss ich mich für eine Mehrfachbelichtung – ich wollte mit der Kamera und einem einzigen vorausgewählten Bildausschnitt des tiefschwarzen, aber klaren Himmels einzelne Feuerwerke sammeln, um diese nachträglich in einem finalen Bild miteinander zu kombinieren.
Achtung – Schärfe einstellen:
Das Ergebnisbild bzw. das Feuerwerk muss natürlich scharf sein. Doch in der Dunkelheit ist ein optisches Scharfstellen recht schwierig. Es sei denn, es befindet sich z.B. eine Laterne, oder der Mond in der Ferne, um darauf basierend im manuellen Fokusmodus scharf zu stellen. Fehlen diese „Orientierungspunkte“, dann erhaltet ihr ein scharfes Ergebnisbild, indem ihr am Objektiv auf „Manueller Fokus (MF)“ umschaltet und den Schärfenindikator des Objektivs auf „unendlich“ stellt. Die meisten Objektiv weisen dafür ein spezielles Symbol auf, das wie ein spiegelverkehrtes, auf dem Rücken liegendes „L“ aussieht. Manchmal findet man dort auch eine auf der Seite liegende „8“, das Symbol für „infinity“.
Warum ist das so? Der Strich unterhalb des Anzeigefensters auf dem Objektiv markiert die Entfernung, ab der das anfokussierte Objekt im Bild scharf gestellt wird. Steht der Strich also bei 0,5m, dann wird ab einer Distanz von einem halben Meter alles scharf. Steht er bei 1m wird erst alles ab 1 Meter scharf. Unendlich fokussieren kann man, indem die Markierung auf das Unendlich-Zeichen gestellt wird. Aber Vorsicht, auch die Blende hat einen Einfluss auf die Schärfe. In diesem Fall jedoch nur auf den ersten Meter, da der unendliche Fokus gleich danach beginnt. Fotografiert man beispielsweise eine Landschaft und es befinden sich relativ nahe am Objektiv noch Steine oder Baumstämme im Bild, dann sollte auch auf die Blende geachtet werden, damit auch diese Motive im Vordergrund scharf werden. In diesem Fall interessiert uns das aber nicht, da sich sämtliche Feuerwerke mehr als 1 Meter vom Objektiv entfernt befinden und so mit Sicherheit scharf angezeigt werden, egal mit welcher Blendeneinstellung.
Final Countdown
Ungefähr 10 Minuten vor dem Countdown schaltete ich also die Kamera ein, stellte das Objektiv auf „unendlich“, definierte einen Bildausschnitt – mit der Kamera auf dem Stativ – und wählte folgende Kamera-Einstellungen:
- ISO 250
- Blende: f 5,6
- Verschlusszeit: ungefähr zwischen 2 bis 4 Sekunden, je nachdem wie lange eine Explosion dauerte
Danach hielt ich mich nur noch mit dem Sektglas in der einen – und dem Fernauslöser in der anderen Hand – bereit.

Dieselben Kameraeinstellungen haben auch bei diesem „Vulkan“ funktioniert.
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Ich danke Ihnen für den tollen Artikel. Das Beispielfoto ist wirklich sehr gut gelungen. So muss es aussehen!
Feuerwerk richtig festzuhalten ist wirklich nicht einfach.
Mit besten Grüßen,
Daniel
Hallo Daniel,
ich freue mich über dein Feedback, vielen Dank!
Liebe Grüße, Michael