Einer meiner absoluten Lieblingsorte an Englands Südküste ist auf diesem Bild zu sehen. Das berühmte „Durdle Door“ ist eine natürliche Felsformation aus Kalkstein. Es liegt an der sogenannten „Jurassic Coast“ und gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Als ich dieses „Tor“ zum ersten Mal sah, hatte ich sofort eines dieser typischen Bilder im Kopf, das man aus den verschiedenen Fotokatalogen kennt: eine gewaltige Steinformation, umgeben von einer seidenglatten, endlosen Meeresoberfläche.

Im Folgenden beschreibe ich nun die für dieses Bild notwendigen Kameraeinstellungen. Dabei gehe ich auch auf 3 zusätzliche wichtige Ausrüstungsgegenstände ein, die für ein Bild dieser Art zu dieser Tageszeitnotwendig sind bzw. ohne die die folgenden Kameraeinstellungen nicht so einfach möglich wären.

Die Kameraeinstellungen

Ich befand mich auf einem Fußweg weit oberhalb des Strands und konnte daher gut auf das Tor im Wasser herunterblicken. Mit mir hatte ich die Canon EOS 700D, in Kombination mit dem Weitwinkelobjektiv Canon EF-S 17-55mm 1:2,8 IS USM.

Der Trick, um eine glatte Wasseroberfläche zu erhalten, liegt in der Wahl einer entsprechend langen Belichtungszeit. Denn, richtet man eine Kamera auf einen bewegten Gegenstand, wird ein interessanter Effekt erzeugt – während die gesamte Umgebung ruhig bleibt, verschwimmen nur die bewegten Stellen. Ich hatte also eine Langzeitbelichtung vor, und daher war der erste wichtige Ausrüstungsgegenstand das Stativ.  Die Kamera musste während der gesamten Belichtung absolut ruhig stehen, denn jede Bewegung durch manuelles Halten würde zu Verwackelung und Unschärfe im gesamten Ergebnisbild führen –  und ich wollte ja nur den Teil im Bild verschwommen ablichten, der sich von selbst bewegte – nämlich die Wellen des Meeres.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Behind the Scenes – die Kamera ist mit einem Fernauslöser verbunden.

Der Einsatz eines Stativ brachte dabei gleich mehrere Vorteile – ich konnte trotz des mittlerweile schwächeren Tageslichts (Sonnenuntergang) folgende Werte ohne weiteres einstellen; im Manuellen Modus (M) wählte ich ISO 100 für die bestmögliche Bildqualität (kein Rauschen) und die Blende f11, weil dieser Wert für eine durchgehende Bildschärfe sorgt. Dazu erinnere ich an die Blenden-Faustregel aus DSLR-Quicktipp #1 – Mit Unschärfe den Blick des Betrachters lenken: je offener die Blende (d.h. je kleiner die Blendenzahl), desto geringer die Schärfentiefe und umso weniger Bildinhalt wird vor und nach dem Objekt, auf das fokussiert wird, scharf abgebildet. Folglich verhält es sich umgekehrt genau gegenteilig: je weiter die Blende geschlossen wird (d.h. je größer die Blendenzahl), desto größter wird die Schärfentiefe und umso mehr Bildinhalt wird vor und hinter dem anfokussierten Objekt scharf. Ab einer Blende 8 kann man davon ausgehen, dass das Gesamtbild weitgehend scharf wird, auf der wirklich sicheren Seite ist man ab Blende 11.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. MürlingNun gab es noch einen weiteren Faktor, von dem die Wahl der entsprechenden Belichtungszeit abhing – ein sogenannter „Neutral Density“ (ND) Filter, auch bekannt als Grauverlaufsfilter (der zweite wichtige Ausrüstungsgegenstand). Dabei handelt es sich um eine dunkle Glasscheibe, die ähnlich einer Sonnenbrille vor das Objektiv geschraubt wird. Ihr Zweck liegt darin, weniger Licht in das Objektiv zu lassen und dadurch längere Belichtungszeiten trotz Tageslicht zu ermöglichen. Würde man mehrere Sekunden ungefiltert auf ein Objekt im Tageslicht belichten, wäre das Bild in kürzester Zeit auf Grund der hohen Lichtmenge überbelichtet. Das Ergebnisbild wäre nur mehr ein einziger weißer Bildausschnitt und nicht mehr zu gebrauchen. Daher nimmt man für Langzeitbelichtungen im Tageslicht ND-Filter zur Hilfe, die es in unterschiedlichen Abdunklungsstärken gibt. Für dieses Bild verwendete ich einen PHOREX by #jaworskyj ND Filter mit der Stärke 1,8. Das ermöglichte mir eine Verschlusszeit von 60 Sekunden, wodurch die Meeresoberfläche im Ergebnisbild schön seidenglatt erschien.
Achtung: wenn ihr euch einen ND-Filter zulegen wollt, achtet darauf, dass er denselben Filtergewinde-Durchmesser wie jenes Objektiv aufweist, mit dem ihr ihn einsetzen wollt!

Da die längstmögliche Verschlusszeit bei der 700D 30 Sekunden beträgt, war ein dritter zusätzlicher Ausrüstungsgegenstand notwendig – der Fernauslöser. Ich hatte mir dafür vor einiger Zeit den drahtlosen Timer und Auslöser Phottix PH16377 Aion zugelegt. Dieser bietet u.a. die Möglichkeit, manuelle Verschlusszeiten, die über 30 Sekunden hinausgehen, einzustellen. Was der Phottix sonst noch so alles kann, werde ich demnächst in einem Gear-Review vorstellen.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Auch bei dieser Aufnahme am Lizard Point handelt es sich um eine Langzeitbelichtung. Gleiche Kameraausrüstung mit folgenden Einstellungen: Blende f/16, Belichtungszeit 30 Sekunden, ISO 100.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Hier das Aufbau-Setting zum obigen Bild.

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