Dass eine Spiegelreflex-Kamera (DSLR) mehr als nur den Automatik Modus vorzuweisen hat, interessierte mich lange Zeit nicht. Selbst als ich vor einigen Jahren begann, mich ernsthafter mit Fotografie zu beschäftigen blieb ich bei diesem Modus. Bis ich eines Tages bemerkte, dass es unabhängig von mir selbst noch einen weiteren Faktor gab, der über das Gelingen von meinen Bildern entschied: den Zufall!

Mein persönliches Schlüsselerlebnis hatte ich nach einem Segelurlaub in Kroatien. Das Fotografie-Fieber hatte mich zu dieser Zeit bereits gepackt und so jagte ich während des Urlaubs mit einer geborgten DSLR im Daueranschlag ein Fotomotiv nach dem anderen. Da die Kamera leider ebenfalls dauerhaft auf Automatik-Modus eingestellt war, folgte zurück in Österreich dann die große Ernüchterung. Okay, es gab zwar auch ein paar gelungene Aufnahmen, aber eine große Anzahl der Bilder war grottenschlecht – unterbelichtet, überbelichtet, verwischt, unscharf oder eine Kombination aus all diesen Dingen.

Damit wurde mir klar – wenn ich künftig mehr Kontrolle über die Kamera – und damit über meine Bildresultate – erlangen wollte, musste ich die Komfortzone verlassen und mich vom Automatik Modus verabschieden. Der erste Schritt führte mich daher dazu, mich mit den vielen anderen Funktionen auf dem Modus-Wahlrad der Kamera vertraut machen. Das Modus-Wahlrad ist heute typischerweise auf DSLRs, aber auch auf spiegellosen Kameras oder fortgeschrittenen Systemkameras zu finden. Darauf befinden sich viele Buchstaben und Symbole, auf die ich im folgenden Teil näher eingehen werde.

Automatik Modus

Dieser Modus wird meist durch ein grünes Rechteck, oft in Verbindung mit einem „A“ oder „Auto“ auf dem Modus-Wahlrad symbolisiert. Hier handelt es sich um den eingangs genannten Automatik-Modus. In diesem Modus versucht die Kamera das Motiv selbstständig (automatisch) richtig zu belichten. Dafür bedient sie sich 3 wesentlicher Faktoren, die auch als Belichtungsdreieck bekannt sind – Blende, Belichtungszeit und ISO. Für jedes Motiv berechnet die Kamera automatisch die optimalen Einstellungen dieser Faktoren und setzt bei Bedarf auch den Blitz ein, der häufig in den Kameras eingebaut ist. Meiner Erfahrung nach funktioniert der Automatik-Modus meist recht gut in normalen Licht-Situationen, also dort, wo es z.B. keine zu hohen Unterschiede zwischen hellen und dunklen Bereichen im Bild gibt oder wo es um unbewegliche Motive geht. Machmal funktioniert er auch gut, obwohl es diese Unterschiede gibt und sich Dinge im Bild bewegen. Und genau das ist der Punkt, man weiß es vorher nicht, das Gelingen des Bildes ist oft reine Glückssache.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Dieses Bild wurde im Automatik Modus aufgenommen. Das Glück war hier auf meiner Seite, denn die Helligkeit der Wasser-Reflexionen vor dem dunklen Hintergrund hätte die Kamera-Automatik leicht verwirren können.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Hier hat der Automatik-Modus versagt, das Bild ist komplett überbelichtet.

Programm Automatik (P)

Für diesen Modus steht meist ein symbolisches „P“. Prinzipiell funktioniert er wie der Automatik-Modus, allerdings lässt sich hier beispielsweise der ISO Wert oder der Weißabgleich manuell einstellen. Auch eine manuelle Belichtungskorrektur, d.h. eine absichtliche Unter- oder Überbelichtung des Fotos ist möglich, was z.B. bei Aufnahmen in dunklen Innenräumen sehr hilfreich sein kann.

Blendenautomatik (Tv oder S)

Hier handelt es sich um den ersten wirklichen Schritt in die Freiheit der Selbstbestimmung! In diesem Modus gibt man der Kamera die Verschlusszeit vor und sie kalkuliert automatisch die Blendenöffnung und den ISO Wert (sofern Auto ISO eingestellt wurde), um eine optimale Belichtung des Bildes zu erreichen. Dieser Modus ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, sich schnell bewegende Objekte wie z.B. einen Vogel während des Fluges im Bild einzufrieren, also so abzubilden, dass keine Bewegungsunschärfe mehr zu erkennen ist. Mit 1/1000 einer Sekunde ist man in vielen Situationen ganz gut unterwegs, aber die richtige Verschlusszeit hängt natürlich auch von der Geschwindigkeit des fotografierten Objekts ab. Einsteiger-DSLRS bieten meist Verschlusszeiten von bis zu 1/4000, Kameras im höheren Preissegment geben bis zu 1/8000 einer Sekunde Gas.

Zeitautomatik (Av oder A)

Dieser Modus ist das Gegenstück zur Blendenautomatik, denn hier geht es um die manuelle Wahl der Blende. In diesem Modus kümmert sich die Kamera automatisch um die Verschlusszeit und den ISO (sofern auf Auto ISO eingestellt wurde). Der Zeitautomatik Modus macht vor allem dann Sinn, wenn man Kontrolle über die Tiefenschärfe im Bild haben möchte. So wirkt bei Porträt-Aufnahmen oft ein verschwommener Hintergrund, das Bokeh, besonders schön und setzt die porträtierte Person umso mehr in Szene. Bei Landschaftsaufnahmen möchte man andererseits meist den gesamten Bildausschnitt scharf abbilden.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Hier wurde in der Zeitautomatik fotografiert, durch eine manuell gewählte große Offenblende wird der Affe perfekt vom Hintergrund freigestellt.

Ich rufe hier wieder die Faustregel aus dem DSLR-Quicktipp #1 in Erinnerung – je offener die Blende (d.h. je kleiner die Blendenzahl) gewählt wird, desto geringer fällt die Schärfentiefe aus und umso weniger Bildinhalt wird vor und nach dem Objekt, auf das fokussiert wird, scharf abgebildet. Möchte ich umgekehrt alles im Bild möglichst scharf abbilden, muss die Blende möglichst klein (d.h. die Blendenzahl möglichst groß) gewählt werden. Mit einer Blende 11 ist man beispielsweise für ein durchgehend scharfes Bild meist ganz gut bedient.

Manuelle Belichtung (M)

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Der Belichtungsmesser gibt hier an, dass das Bild um eine Blende (-1) zu wenig belichtet sein wird.

Im manuellen Modus bestimmt man über alle 3 Faktoren des Belichtungsdreiecks: Blende, Verschlusszeit und ISO. Diesen Modus zu beherrschen kann etwas dauern, weil man hier mit der eigenen Kamera gut vertraut sein sollte, aber auch verstehen muss, wie der Belichtungsmesser der Kamera funktioniert. Denn der Belichtungsmesser der Kamera gibt an, ob Blende, Verschlusszeit und ISO jeweils so eingestellt sind, dass das Bild optimal belichtet werden kann.

Der Manual Mode wird oft in Bereichen mit stabilen Lichtsituationen eingesetzt, wie z.B. in der Studio-Fotografie. Oft hört man vom Mythos, dass richtige Fotografen nur im manuellen Modus fotografieren. Das ist schlicht nicht korrekt. Fotografen verwenden neben dem manuellen Modus vor allem die Blenden- und Zeitautomatik bei ihren Shootings. Denn diese beiden Techniken unterstützen Fotografen dabei, extrem schnell zu handeln, indem zwei wesentliche Aspekte – die Geschwindigkeit und die Tiefenschärfe – vorab sicher eingestellt werden können. Trotzdem lassen diese Modi auch sehr viele Freiheiten in der Gestaltung der Bilder zu.

Weitere Automatik Modi

Viele Modus-Wahlräder weisen auch einige Spezialvarianten des Automatik Modus auf, die ich an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähne. Jeder Modus ist auf einen bestimmten Einsatzzweck (z.B. Porträt, Landschaft, Sport, etc.) vorprogrammiert.

  • Durchgestrichener Blitz: Dieser Modus verhält sich wie der Automatik Modus, nur wird hier der interne Kamerablitz deaktiviert.
  • Kreativ-Automatik: In diesem Modus lassen sich Faktoren wie z.B. Hintergrund (scharf oder unscharf), Helligkeit, Blitz (an oder aus), etc. vorauswählen. Dieser Modus ist ganz gut für das Experimentieren mit unterschiedlichen Bildeinstellungen geeignet, vor allem, wenn man bisher nur im Automatik Modus fotografiert hat und erstmals Bildeigenschaften selbst einstellen und ausprobieren möchte.
  • Porträt: Dieser Modus wählt automatisch eine große Blende, um den Hintergrund unscharf abzubilden und das Motiv hervorzuheben.
  • Landschaft: Dieser Modus wählt automatisch eine kleine Blende, um das Bild weitestgehend scharf zu gestalten.
  • Nahaufnahme: Dieser Modus wird meist mit einer Blume symbolisiert und dient dazu, unabhängig vom verwendeten Objektiv, den Fokus auf Gegenstände zu legen, die der Kamera am nächsten sind.
  • Sport: Eine möglichst rasche Verschlusszeit ist die Eigenschaft dieses Modus, damit schnelle Objekte in ihrer Bewegung „eingefriert“ werden können.

Nutzt ihr das Modus-Wahlrad eurer Kamera oder fotografiert ihr vorwiegend in einem bestimmten Modus? Habe ich wichtige Informationen ausgelassen? Schreibt euer Feedback gern in die Kommentare. Probiert doch auch unterschiedliche Einstellungen aus und postet eure Ergebnisse auf meiner Facebook-Seite! Wir lesen uns beim nächsten Quicktipp!