Dieses Bild entstand im Hafen von Poole in Dorset. Der Ort liegt im Süden Englands, direkt davor befindet sich die Insel Brownsea Island, auf der im August 1907 die Pfadfinderbewegung von Robert Baden-Powell gegründet wurde. Als alter Pfadfinder muss ich das hier einfach kurz erwähnen ;), doch nun gleich wieder zurück zum Bild – dessen Gelingen eine Mischung aus etwas Glück und kurzer Vorbereitung war!

Mit der Canon EOS 700D und dem Teleobjektiv Canon EF 70-200/2,8 L IS II USM bewaffnet, streifte ich mit meinem Reisepartner von Zaunfuchs Photography durch den Hafen, auf der Suche nach interessanten Motiven. Dabei entdeckte ich diese Beiden, die den Anschein machten, als wollten Sie mit dem Boot ablegen. Sie waren noch nicht so weit, wie auf dem Bild zu sehen, aber ich dachte mir schon, dass da möglicherweise gleich ein Seil fliegen würde. Und genau das wollte ich im Flug fotografieren. Ich überlegte mir, welche Kameraeinstellungen dafür notwendig wären.

Folgende Einstellungen wählte ich:

Ich wollte das Seil im Flug einfrieren, also jegliche Bewegungsunschärfe im Endergebnis vermeiden. Dafür ist eine rasche Belichtungszeit notwendig. Ich stellte die Kamera also auf den Aufnahmemodus Tv (Blendenautomatik), um selbst über die Belichtungszeit bestimmen zu können. Ich entschied mich für 1/1000 Sekunde. Für die bestmögliche Bildqualität wählte ich den niedrigsten ISO Wert 100, da durch den Sonnenschein ohnehin genügend Licht vorhanden war. Die Kamera kümmerte sich in diesem Aufnahmemodus automatisch um die Blende, für eine optimale Belichtung wählte sie die in diesem Objektiv größtmögliche Offenblende 2,8. Mir war das sehr recht, denn dadurch würde ich ein geniales Bokeh im Bild erhalten. Vor allem der Hintergrund (vom Vordergrund ist so gut wie nichts zu sehen) würde dadurch wunderschön verschwommen werden.

Shooting in Action – Tipps und Tricks rund um Fotografie und Bildbearbeitung auf Einstellungssache. Credit: Michael W. Mürling

Auch dieses Porträt von Robert Baden-Powell wurde mit dem 70-200/2,8 Objektiv geschossen. Ist doch ein Wahnsinns-Bokeh, oder? Einstellungen: ISO 100, 200mm, 1/320s, f/2,8

Natürlich machten sich hier auch die Eigenschaften dieses genialen Objektivs bezahlt, denn die Blende 2,8 ist über den gesamten Brennweitenbereich von 70-200mm einsetzbar. Eine super Sache, weil man damit einfach flexibel bleibt, vor allem dann, wenn es zu Situationen mit weniger Tageslicht kommt und man trotzdem zoomen und aus der Hand fotografieren möchte (dazu empfehle ich DSLR-Quicktipp #1 – Mit Unschärfe den Blick des Betrachters lenken). Da ich doch recht weit von den beiden Protagonisten entfernt war, hatte ich das Objektiv auf die Maximalbrennweite von 200mm ausgefahren.

Nachdem ich diese Einstellungen vorgenommen hatte, reichte die Zeit gerade noch, um auf den Jungen zu fokussieren – dazu drückte ich den Auslöser halb durch, wählte mit halb durchgedrückter Taste den entsprechenden Bildausschnitt und drückte im Moment des Wurfes den Auslöser ganz durch. Bang!

OK, es war Zeit zur Vorbereitung. Aber wo lag der Glücksfaktor?

Meine Einschätzung der Belichtungszeit war richtig, denn das Seil wurde im Flug eingefroren, es sind keinerlei Bewegungsspuren zu erkennen. Aber – was wäre passiert, hätte ich eine schnellere Belichtungszeit gewählt?

Bei einer kürzeren Belichtungsdauer hätte die Kamera das Problem bekommen, genügend Licht für eine optimale Belichtung durch die Linse zu bekommen. Da ich auch die Sensorempfindlichkeit auf ISO 100 fixiert hatte, wäre zu wenig Zeit zur Verfügung gestanden, die entsprechende Menge an Licht durch die bereits maximale Offenblende von 2,8 durch die Linse zu bekommen, um eine optimale Belichtung zu erreichen. Das Bild wäre zu dunkel geworden.

Die Kamera hätte die Blende nicht weiter öffnen können, um noch mehr Licht einzulassen und damit die kürzere Belichtungszeit auszugleichen. Ein Ausweg: hätte ich den ISO auf beispielsweise Automatik gestellt, hätte die Kamera auch bei einer kürzeren Belichtungsdauer eine optimale Belichtung erreicht, indem sie zusätzlich zur maximalen Offenblende auch den ISO erhöht und damit eine höhere Sensorempfindlichkeit eingestellt hätte. Das Bild wäre wieder korrekt belichtet worden.

War diese Artikel hilfreich oder habt ihr Fragen zu diesem Fall? Über Feedback in den Kommentaren würde ich mich freuen! Probiert diese Einstellungen doch auch mal an eigenen Motiven aus – eure Ergebnisse könnt ihr gerne auf meiner Facebook-Seite posten! Wir lesen uns beim nächsten Quicktipp!